Ob auf Instagram, Facebook oder Erlebnisgeschenk-Portalen – Alpaka-Wanderungen findet man seit Monaten überall. Doch was als tolles Erlebnis mit niedlichen Tieren verkauft wird, ist in Wahrheit gar nicht so toll und niedlich, vor allem nicht für die Alpakas. Die haben nämlich wenig Lust, ständig von fremden Menschen an einem Strick umhergeführt zu werden.
Die Nähe zu Menschen kann zu Verhaltensstörungen führen
Der größte Irrglaube über Alpakas ist, dass ihnen die Nähe zu Menschen nichts ausmacht. Sie sind Flucht- und Distanztiere und mögen meist keinen intensiven Körperkontakt. In den ersten sechs bis acht Lebensmonaten sollten Alpakas so wenig Kontakt wie möglich zu Menschen haben, damit sie nicht fehlgeprägt werden und schwere Verhaltensstörungen wie BLS (Berserk llama syndrome) entwickeln. [1] Dieses Syndrom äußert sich durch aggressives Verhalten von Alpakas gegenüber Menschen, wie beispielsweise Spucken oder Treten. Die Störung entsteht, wenn insbesondere Jungtiere zu wenig Kontakt zu Artgenossen oder zu viel Kontakt zu Menschen haben. Tiere mit BLS können nicht mehr zwischen Menschen und Artgenossen unterscheiden. Da die Störung als unheilbar gilt, werden die betroffenen Tiere meist eingeschläfert.

Alpakas wandern nicht gern
Alpakas sind von Natur aus eher keine großen Läufer. Sie sind lieber gemütlich unterwegs und trödeln gern ein wenig umher. [2] Daher haben sie eher weniger Lust auf mehrstündige Wanderungen über Stock und Stein, bei denen sie an einem Halfter vorangezerrt werden. Auch brauchen Alpakas bei Wanderungen regelmäßig lange Pausen zum Essen und Wiederkäuen. [3] Das interessiert die Anbieter solcher Wanderungen leider meist weniger, sie wollen an erster Stelle Geld mit den Tieren verdienen.
Alpakas fühlen sich in den Anden am wohlsten
Alpakas kommen ursprünglich aus den Anden, wo sie für ihr Fell gezüchtet wurden. Dort ist es selten wärmer als 20 C° und die Tiere leben auf harten, steinigen Böden. In Deutschland werden sie meist in viel zu warmen Regionen gehalten. Dort werden sie oft in matschigen Ställen oder Weiden eingesperrt, wo der Untergrund eher weich ist. Auf diese Weise werden ihre Klauen nicht ausreichend abgenutzt, wodurch eine regelmäßige Klauenpflege notwendig ist. Außerdem ist es den Tieren hierzulande oft zu nass, zu schwül und zu heiß. Vor allem im Sommer leiden Alpakas meist unter der Hitze, weshalb ausgiebige Wanderungen an heißen Tagen erst recht keine gute Idee sind. Alpakas reagieren auf länger anhaltende Hitze so empfindlich, dass es sogar die Fruchtbarkeit der Tiere verringert. [4]

Alpakas sind eine Qualzucht
Durch die Wanderungen werden vermehrt Alpakas gezüchtet. Dabei sind sie eine Qualzucht ohne natürlichen Fellwechsel. Durch das übermäßige Fellwachstum sind sie nicht in der Lage, ihre Körpertemperatur eigenständig zu regulieren. Sie müssen von Menschen geschoren werden. Laut Studien der Veterinärmedizinischen Universität Wien macht ihnen das so gar keinen Spaß. Sie haben bereits Stress, wenn sie das Schurgerät nur hören. Für die Schur werden sie zudem meist gewaltsam fixiert, wobei die sensiblen Fluchttiere Angst und Panik durchleben. [5] Kein Wunder, denn Schnittwunden lassen sich häufig nicht vermeiden und verursachen den Tieren Schmerzen. Kauft daher auch niemals Alpaka-Wolle.
Statt Alpaka-Wanderungen zu buchen, könnt ihr euch für Tiere engagieren, indem ihr bei unseren PETA ZWEI-Streetteams mitmacht oder auf einem Lebenshof helft.
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Quellen
[1] Welttierschutzgesellschaft e.V. (18.09.2019): Alpaka als Haustier halten?, https://welttierschutz.org/alpaka-als-haustier/, (eingesehen am 01.03.2021)
[2] Kölner Stadt-Anzeiger (24.04.2019): Trendtiere, https://www.ksta.de/ratgeber/reise/trendtiere-warum-es-so-schoen-ist–mit-alpakas-wandern-zu-gehen-32414706?cb=1614588941088, (eingesehen am 01.03.2021)
[3] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (04.2016): Nutzung von Tieren im sozialen Einsatz, Merkblatt Nr. 131.8 Neuweltkameliden, https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT-MB_131.08_Neuweltkameliden_im_soz._Einsatz__Apr._2016_.pdf&did=185 (eingesehen am 01.03.2021)
[4] PUGH D.O., EVANS C.N., HUDSON J., KENNEL A. (1997): Heat stress in llamas.
International Llama Association Educational Brochure, 11., (eingesehen am 01.03.2021)
[5] T. Wittek, T. Salaberger, R. Palme, S. Becker, F. Hajek, B. Lambacher, S. Waiblinger. (2017): Clinical parameters and adrenocortical activity to assess stress responses of alpacas using different methods of restraint either alone or with shearing. Veterinary Record, https://bvajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1136/vr.104232, (eingesehen am 01.03.2021)