In der weltweiten Woll- und Fleischindustrie leiden rund eine Milliarde Schafe. Allein in Australien, dem größten Exportland für Wolle, müssen jedes Jahr 68 Millionen Schafe die grausame Schur über sich ergehen lassen. [1] Die Produktion von Wolle verursacht immer großes Tierleid – und das nicht nur für Schafe. Auch andere Tierarten werden für die menschliche Bekleidung ausgebeutet: Ziegen für Kaschmir und Mohair, Kaninchen für Angorawolle und Alpakas für Alpakawolle.
Hier erfahrt ihr, warum Wolle immer Ausbeutung, Leid und Tod bedeutet und niemals vegan ist – und welche tierfreundlichen Alternativen es gibt.
7 Gründe, warum Wolle nicht vegan ist
1. Unnatürliche Haltungsbedingungen
Schafe werden teilweise in riesigen Gruppen von Tausenden Tieren gehalten, was ihrem natürlichen Sozialverhalten widerspricht. Bei Herden dieser Größenordnung ist es für Halter:innen nicht möglich, das Wohl einzelner Tiere im Blick zu behalten. Oftmals sind die Böden, auf denen die Schafe gehalten werden, für die Klauen der Tiere viel zu weich.

In Ländern wie China oder Frankreich werden Angorakaninchen in winzigen Käfigen gehalten. Für die Produktion von Kaschmirwolle werden in China außerdem Ziegen in kleinen Ställen zusammengepfercht, in denen sie ihren natürlichen Verhaltensweisen nicht nachgehen können.
2. Schmerzhafte Verstümmelungen
Wenige Tage nach der Geburt werden die Ohren der neugeborenen Schafe und Ziegen durchlöchert. Männliche Lämmer werden schon bald kastriert. Bei vielen jungen Schafen werden außerdem die Schwanzwirbel abgeschnitten – alles ohne Betäubung. Schmerzmittel erhalten die Tiere häufig nur einmalig oder gar nicht.

3. Vernachlässigte Tierbabys
In der Wollindustrie sterben unzählige Lämmer durch Vernachlässigung – in Australien sind das jährlich 10 bis 15 Millionen. [2] Für Züchter:innen lohnt es sich finanziell und zeitlich nicht, alle Geburten zu kontrollieren. Das führt dazu, dass schwangere und neugeborene Tiere häufig weder genug zu essen noch einen angemessenen Witterungsschutz haben und nicht medizinisch versorgt werden. Zahllose Tierbabys sterben wegen dieser Vernachlässigung nur wenige Stunden nach der Geburt.

4. Überzüchtung und Qualzucht
Für einen möglichst hohen Wollertrag züchtet die Wollindustrie Tieren wie Schafen, Kaninchen, Ziegen und Alpakas deutlich mehr Wolle an, als ihnen von Natur aus wachsen würde. In heißen Sommermonaten sterben viele Tiere deshalb an Überhitzung, bei Kälteeinbrüchen nach der Schur an Unterkühlung.

5. Grausames Mulesing
Merinoschafe sind Qualzuchten, denen der Mensch eine besonders faltige Haut und extrem dichte Wolle angezüchtet hat. In diesen Hautfalten nisten sich häufig Fliegenlarven ein, vor allem am feucht-schmutzigen Hinterteil der Tiere. Deshalb schneiden australische Züchter:innen in einem qualvollen Eingriff große Haut- und Fleischstücke rund um den Schwanz von jungen Merinolämmern ab – ohne Betäubung. Schmerzmittel werden gar nicht oder nur einmalig gegeben. Die Tiere leiden meist wochenlang unter großen Schmerzen.

6. Brutale Schur
Das Scheren läuft nicht friedlich ab, sondern meist unter Zeitdruck und ohne Rücksicht auf die Tiere. Viele Schafe erleiden Schnittwunden, manchmal werden sogar ganze Körperteile wie Ohren, Brustwarzen oder Penisse abgeschnitten. Wenn die Tiere nicht stillhalten, schlagen oder treten Scherer:innen auf sie ein. Schafe sind Fluchttiere, die in Angst und Panik geraten, wenn sie eingefangen und fixiert werden. Deswegen können sogar rücksichtsvolle Scherer:innen es kaum vermeiden, den Tieren schmerzhafte, blutige Schnittwunden zuzufügen.

7. Qualvolle Lebendexporte
Schafe, die nicht mehr genug Wolle produzieren, werden im Schlachthof getötet. Unzählige werden auch ins Ausland verkauft und auf sogenannten Lebendexporten in die Türkei, nach Ägypten oder in den Nahen Osten transportiert – von Australien aus jedes Jahr knapp eine Million Schafe. Sie werden zu Tausenden auf mehrstöckige Lebendexport-Schiffe getrieben und leiden auf tage- oder wochenlangen Schiffsfahrten unter Hitze, Nahrungs- und Wassermangel. Kot und Urin fließen oft ungefiltert ins Meer. Zahllose Tiere werden krank und sterben – sie werden einfach über Bord geworfen. Den Überlebenden wird, je nach Region, die Kehle am Zielort ohne Betäubung durchtrennt.

Auch Ziegen, Alpakas und Kaninchen aus der Wollindustrie landen im Schlachthof, wenn sie aussortiert werden. Nach einem Leben der skrupellosen Ausbeutung erleiden sie dort einen gewaltsamen Tod.
Ihr wollt lieber auf tierfreundliche Alternativen setzen?
In der Wollindustrie stehen Leid, Tod und Krankheiten an der Tagesordnung – das sollte keiner unterstützen. Wer vegan lebt, trägt massiv dazu bei, Tierleid so gut wie möglich zu verhindern. Es gibt viele tierfreundliche Alternativen zu Wolle, die nicht auf der Haut kratzen und warm halten – dazu gehören pflanzenbasierte und synthetische Textilfasern wie Lyocell (z. B. Tencel), Bambus, Baumwolle, Hanf, Leinen, Sojaseide und Viskose. Um die Umweltbelastung durch die industrielle Tierhaltung der Wollindustrie zu verringern, arbeitet die Forschung an weiteren nachhaltigen und tierfreundlichen Alternativen.
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Quellen
[1] Australian Wool Innovation Limited (2017): Australien Wool Production Forecast Report December 2020. https://www.wool.com/market-intelligence/wool-production-forecasts/australian-wool-production-forecast-report-december-2020/, (eingesehen am 23.08.2021)
[2] Neales, Sue (2012): End to the silence about 15 million dead lambs. The Australian. http://www.theaustralian.com.au/news/nation/end-to-the-silence-about-15-million-dead-lambs/news-story/dcfd08eddf63e33380a5f26004c596bf, (eingesehen am 26.08.2021)