Leder vs. Kunstleder: Was ist nachhaltiger?

Die Lederproduktion hat extreme Folgen für unser Klima & die Umwelt. Lest hier, warum veganes Leder – selbst Kunstleder – nicht nur für die Tiere besser ist!

26.Mrz 2021

Mittlerweile gibt es viele Lederalternativen, für die kein Tier leiden musste. Wenn von veganem Leder die Rede ist, wird oft Kunstleder auf Erdölbasis kritisiert, weil es angeblich nicht nachhaltig und umweltschädlich hergestellt wird. Dabei wird meist nicht berücksichtigt, wie viele pflanzenbasierte Lederalternativen es inzwischen gibt und dass selbst synthetisches Leder eine viel bessere Klimabilanz hat als tierisches Leder. Aber egal, ob Kunst- oder Pflanzenleder: Für keine vegane Lederalternative werden Tiere ausgebeutet und qualvoll getötet.

So zerstört Leder die Umwelt

Für die Produktion von Fleisch und den Anbau von Soja als Tiernahrung werden unvorstellbar große Flächen tropischer Regenwälder zerstört – doch auch die Nachfrage nach Schuhen, Gürteln und Handtaschen treibt die Regenwaldzerstörung voran. [1] Jede Minute wird eine Fläche so groß wie drei Fußballfelder abgeholzt. [2] Das hat drastische Konsequenzen für das Weltklima: Lange war der Amazonas-Regenwald ein Ort, der den menschlichen CO2-Ausstoß ausgeglichen hat. Neuere Studien zeigen jedoch, dass die Zerstörung des Regenwalds so weit fortgeschritten ist, dass er diese Fähigkeit verloren hat und nun höchstwahrscheinlich zur Erwärmung des Planeten beiträgt. [3] Die Regenwaldzerstörung ist jedoch nicht nur extrem klimaschädlich, sondern es sterben auch zahlreiche – auch bisher unentdeckte – Tier- und Pflanzenarten für immer aus.

Die Lederproduktion trägt in großen Teilen zur Zerstörung des Amazonasgebiets bei: 2009 kam raus, dass Rinderhalter geschützte Bereiche des brasilianischen Regenwalds illegal gerodet haben; alle 18 Sekunden wurde dadurch ein Hektar Wald für Rinderfarmen zerstört. Über undurchsichtige Lieferketten landete das Leder dieser Anbieter dann bei den großen Modemarken und Einzelhändlern. [1]

Beim Shoppen wissen leider die wenigsten Käufer, woher das Leder stammt, ob Regenwälder für die Produktion zerstört wurden und ob das Leder entsprechend gelabelt ist.

Giftige Gerbung mit Chrom, Blei & Co.

Die giftigste Phase bei der Lederverarbeitung ist die Gerbung: Die Häute werden meistens in Fässern mit Wasser, Chromsalzen und Gerbstoffen übergossen, um sie stabiler und weicher zu machen und farbechtes Leder zu erhalten. Wenn bei der Verarbeitung veraltete Techniken zum Einsatz kommen oder unsauber gearbeitet wird, kann noch vor der Fertigung eine krebserregende Form von Chrom entstehen. In Entwicklungsländern fließen die teilweise mit Chrom, Blei, Arsen und Säuren belasteten Abwässer direkt in Flüsse und verunreinigen das Grund- und somit auch das Trinkwasser sowie den Lebensraum zahlreicher Tiere. Der Kontakt zu diesen Chemikalien kann unter anderem zu gereizten Atemwegen und Augen, Hautreaktionen, Nieren- und Leberschäden und Krebserkrankungen führen. [4, 5]

Higg-Index zeigt, dass Leder nicht nachhaltig ist

Der Higg-Index zeigt an, wie nachhaltig bzw. umweltschädlich die Herstellung eines Produkts ist: So gut wie alle Lederarten weisen einen Indexwert von 159 auf – im Vergleich dazu liegt Polyester bei 44 und Baumwolle bei 98. Dass Leder einen so hohen Indexwert hat, liegt an den Auswirkungen auf das Klima, dem extremen Wasserverbrauch und der enormen Wasserverschmutzung.

Wie nachhaltig ist Kunstleder?

Die gängigste Alternative zu tierischem Leder ist Kunstleder bzw. synthetisches Leder. [3] Kritiker argumentieren, dass Kunstleder aus Plastik besteht und somit bei der Herstellung Öl verwendet wird. Plastik baut sich schlecht ab und kann zu negativen Umweltauswirkungen führen. [6] Bei dieser – berechtigten – Kritik sollte man trotzdem nicht vergessen, dass auch die Produktion von tierischem Leder enorme negative Auswirkungen auf unseren Planeten hat: Klimawandel, Artensterben und Schädigung der Gesundheit von Mensch und Tier. All das wird durch die Tierhaltung und den Gerbungsprozess gefördert.

Kunstleder als Alternative für tierisches Leder

Die negativen Folgen von tierischem Leder werden auch durch den Higg-Index deutlich. Nach diesem Index hat nämlich selbst synthetisches Leder immer noch einen geringeren Einfluss auf den Klimawandel und ist mit weniger Umweltverschmutzung verbunden als Leder aus Tierhäuten. Bis pflanzliches Leder massenhaft hergestellt werden kann, ist Kunstleder eine vergleichsweise gute ökologische Alternative zu tierischem Leder. Um seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, kann man beim Kauf von veganem Leder auf recycelte Materialien achten – zum Beispiel auf rPET, also recyceltes PET. [7, 8] Aktuell arbeiten viele internationale Unternehmen an solchen nachhaltigen Lösungen, um Leder und Wildleder aus recyceltem Polyester zu imitieren. [7]

Oftmals achten vegane Modelabels bei der Herstellung ihrer Produkte auf ökologische und soziale Aspekte – und treiben umweltfreundliche Innovationen unter Berücksichtigung nachhaltiger und ethischer Aspekte voran.

Nachhaltige Alternativen: Ananasleder, Pilzleder, Kork & Co.

Immer mehr pflanzenbasierte Lederalternativen erobern den Markt – und müssen sich jetzt nur noch flächendeckend durchsetzen.

  • Ananasleder besteht aus den Fasern von Ananaspalmenblättern und ist ein reißfestes, atmungsaktives und besonders weiches veganes Leder. Die Produktion ist besonders nachhaltig, da die Ananasblätter ein Nebenprodukt der Landwirtschaft sind und sonst im Müll landen würden. Ananasleder eignet sich für Schuhe, Accessoires und Möbel.
  • Eine besonders nachhaltige Lösung ist Kakteenleder: Das Produkt kommt ohne Kunststoffe aus, der Nopal-Kaktus benötigt nur wenig Wasser und kann in vielen Regionen Mexikos angebaut werden. Weil Kakteenleder besonders atmungsaktiv und robust ist, können Kleidung, Gürtel und Portemonnaies aus der Lederalternative hergestellt werden.
  • Kork ist vielen wahrscheinlich eher als Bodenbelag, Pinnwand oder Weinkorken bekannt – doch der nachwachsende Rohstoff, der von der Korkeiche stammt, ist leicht, weich, robust und nachhaltig: Werden Korkeichen regelmäßig geschält, binden sie bis zu viermal mehr Kohlenstoff als Korkeichen, die nicht geschält werden. Kork eignet sich für Jacken, Gürtel, Taschen und Geldbeutel.
  • Pilzleder wird aus dem Wurzelgeflecht von Pilzen, aus dem Myzel hergestellt. Bei der Herstellung werden kleine Stücke der Pilzwurzeln mit Maisresten, Sägespänen oder Hanffasern durchzogen – dadurch wird das Pilzleder strapazierfähig. Außerdem ist die tierfreie Alternative atmungsaktiv, flexibel und vollständig biologisch abbaubar.
Kork eignet sich für Jacken, Gürtel, Taschen und Geldbeutel

Millionen Tiere leiden und sterben für Leder

Die Produktion von tierischem Leder hat nicht nur auf das Klima und die Umwelt katastrophale Auswirkungen: Jedes Jahr werden unvorstellbar viele Tiere in Schlachthöfen getötet, deren Häute zu Leder verarbeitet werden. Bevor die Tiere – meist Rinder – durch die ganze Welt wochenlang [6] zum Schlachthaus transportiert werden, führen sie ein leidvolles und entbehrungsreiches Leben. Denn anders als viele Menschen denken, ist Leder kein Abfallprodukt, sondern das wirtschaftlich wichtigste Nebenprodukt der Fleischindustrie. Insgesamt schlachtet die globale Lederindustrie jährlich über eine Milliarde Tiere. Der Großteil davon leidet in der Intensivtierhaltung in überfüllten Ställen.

Fazit

Pflanzenbasiertes und selbst künstliches Leder sind im Vergleich zu tierischem Leder immer tierfreundlicher und viel nachhaltiger: Die Herstellung ist mit weniger Schadstoffen verbunden, es müssen keine tropischen Wälder abgeholzt und keine Tiere ausgebeutet und getötet werden. Unser Konsum hat immer einen gewissen negativen Einfluss auf die Umwelt. Deshalb sollten wir möglichst nachhaltig und tierfreundlich konsumieren. Hier findet ihr zum Beispiel alle Infos zu den veganen Doc Martens.

Unterhaltung

Weil es gar nicht so lustig ist.
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Grausamer Reptilienhandel: So schlecht geht es den Tieren

Wusstet ihr, dass viele Reptilien für den Heimtierhandel noch beim Transport sterben? Erfahrt hier mehr über das herzlose Geschäft mit Exoten!

26.Mrz 2021

Es ist weder cool noch tierfreundlich, mit exotischen Tieren wie Schlangen, Bartagamen oder Schildkröten zusammenzuleben – denn es ist komplett unmöglich, exotische Tiere in Privathand artgerecht zu halten. Oft stimmen die klimatischen Bedingungen nicht, es gibt nicht genug Platz für die Tiere, und viele Halter und auch Tierärzte kennen sich nicht genug mit Krankheitsanzeichen aus, um Tiere rechtzeitig und richtig zu behandeln. Doch das Problem fängt schon vorher an – beim grausamen Handel mit Reptilien.

Die meisten Tiere im Heimtierhandel sterben

Rund 800.000 Reptilien werden offiziell jedes Jahr nach Deutschland importiert. [1] Höchstwahrscheinlich sind es noch viel mehr, denn Exoten aus dem illegalen Tierhandel kommen noch hinzu. Die Tiere wurden entweder in ihrem natürlichen Lebensraum eingefangen oder stammen aus profitorientierten Zuchtfarmen.

Viele der sensiblen Tiere sterben schon auf den langen Transportwegen oder bereits auf den Zuchtfarmen. Der Heimtierhandel rechnet Sterberaten von bis zu 70 Prozent ein [2] – kein Wunder, wenn Tiere in winzigen Plastikbehältern transportiert und gelagert werden, oft tagelang kein Wasser bekommen und bei Krankheiten oder Verletzungen meist nicht behandelt werden.

Box mit toten Echsen

Illegale Wildfänge werden falsch gekennzeichnet

Vor allem der illegale Handel mit Reptilien boomt. Rund 90 Prozent der Reptilienarten im Heimtierhandel sind Wildfänge. [3] Illegal gefangene Exoten wie etwa geschützte und bedrohte Tierarten werden kurzerhand mit einem Stempel auf der Box als Nachzucht gekennzeichnet. Dies wird bei behördlichen Kontrollen oft nicht erkannt. Zudem können Tierarten, die nur in ihrem Heimatland geschützt sind, straffrei in der EU verkauft werden. [4] Nicht nur für die Tiere, sondern auch für den Artenschutz ist das eine Katastrophe.

Reptilien gehören nicht in eine Wohnung

Schlangen, Echsen, Spinnen und Frösche haben nicht nur hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, sie wollen auch schlichtweg nicht mit Menschen zusammenleben. Allein von einem Menschen angeschaut zu werden, versetzt die meisten Reptilien in Panik. Viele von ihnen leiden nicht nur lebenslang enorm unter Stress, sondern auch oftmals an Krankheiten, die durch falsche Haltung entstehen. Es gibt keinen Grund, ein exotisches Wildtier in eine Wohnung zu holen.

Um all dieses Tierleid zu verhindern, hilft nur eines: Der Handel mit Reptilien muss gestoppt werden. Bitte kauft niemals ein exotisches Tier in einer Zoohandlung und besucht auch keine Reptilienbörse.