Der Trick mit der Natürlichkeit
Dass Menschen Milch trinken, ist ganz natürlich – solange sie Babys sind und es um menschliche Muttermilch geht. Dass der Mensch als einzige Spezies auch nach dem Säuglingsalter noch Milch zu sich nimmt, ohne das groß zu hinterfragen, hat mit jahrelanger Werbung zu tun. Wir haben uns so an die Packung Kuhmilch im Kühlschrank gewöhnt, dass wir kaum je darüber nachdenken, wie sie dorthin gekommen ist. Und dass es wenig mit Natürlichkeit zu tun hat, massenhaft Tiere einzusperren, um ihnen die Drüsen leerzupumpen und das, was rauskommt, dann zu trinken. Milch ist bei allen Säugetieren Muttermilch und damit Nahrung für Säuglinge wie z.B. Kälber, auch wenn die Industrie uns das gerne vergessen lässt.
Der Trick mit der Schulmilch
Wie bindet man Menschen möglichst langfristig an ein Produkt? Klar, indem man sie schon als Kind daran gewöhnt. Deshalb sind große Milchproduzenten auch so scharf darauf, Schulen zu reduzierten Preisen mit Kuhmilch zu beliefern und das als vermeintlichen Beitrag zur allgemeinen Gesundheit zu feiern. Wir lernen so schon früh: Milch muss was ganz schön Gutes sein, wenn sogar die Schulen sie im großen Stil fördert. Um die Gesundheit von Kindern zu fördern und ihnen eine ausgewogene und nachhaltige Ernährungsweise näherzubringen, sind Obst, Gemüse und Vollkornprodukte um einiges besser geeignet als die Milch aus dem Tetrapak.

Der Trick mit der eigenen Nahrungsgruppe
In der traditionellen Ernährungspyramide haben Kuhmilch und Kuhmilchprodukte ihr eigenes Feld. Das ist ungefähr so willkürlich, als würde man Sesam und Sesamprodukte zur eigenen Nahrungsgruppe erklären, weil sie eine so tolle Eiweißquelle sind, Mineralstoffe wie Eisen und Kalzium enthalten und dazu so vielfältige Dinge wie Tahin, Hummus, Sesammilch und Sesambrötchen gehören. Sesam ist gesund, aber wir würden nie darauf kommen, dass wir aus Sesamprodukten eine eigene Lebensmittelgruppe machen. Die Milchindustrie hat genau das aber für Milchprodukte geschafft, obwohl tierische Milch für uns Menschen nicht nur unnötig ist, sondern sogar unserer Gesundheit schaden kann.
So sieht es übrigens wirklich in der Milchindustrie aus:
Der Trick mit dem Kalzium
Wer an starke Knochen denkt, denkt an Kalzium. Und wer an Kalzium denkt, denkt an Milch. Das hat uns die Milchindustrie so beigebracht, auch wenn es tolle vegane Kalziumquellen wie Mohn, Mandeln oder Brokkoli gibt. Wir können unseren Kalziumbedarf ohne Probleme rein pflanzlich decken. Wegen des Kalziums zu Kuhmilch zu greifen, ist keine gute Idee, denn Milchkonsum erhöht das Risiko für Erkrankungen wie Akne [1] und Prostata- [2] sowie Brustkrebs. [3]
Der Trick mit dem Verband
Und warum glauben wir der Milchindustrie das alles einfach so? Weil wir sie nicht als Geschäftemacher mit eigenen Interessen wahrnehmen. Wenn uns einzelne Firmen viele positive Behauptungen über ihre Produkte andrehen wollen würden, wären wir skeptisch, schließlich wissen wir, dass diese Firmen ihr Geld damit verdienen. Deshalb haben sich diese Firmen – und noch viele mehr – zum Milchindustrie-Verband zusammengeschlossen. Und wenn der mit seinen Marketingtricks an die Schulen, ins Fernsehen und in Ernährungsprogramme geht, wirkt das nicht mehr wie Werbung einer einzelnen Marke, sondern eher wie ein fürsorgliches Programm, mit dem Wissenschaftler:innen und Expert:innen uns nur Gutes wollen. Dass dahinter eine riesige Lobby von Konzernen steht, merken wir nicht.

Was ihr tun könnt
Ganz einfach: Trinkt keine Milch von Kühen, Ziegen, Schafen oder anderen Tieren, sondern Pflanzenmilch. Inzwischen gibt es in jedem Supermarkt und Discounter verschiedene Milchalternativen, veganen Käse, Joghurt, Eis… Da braucht keiner mehr zu Tierqualprodukten zu greifen! Alle veganen Produkte findet ihr in unserem Einkaufsguide.
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Quellen
[1] R. Dai, W. Hua, W. Chen, L. Xiong, L. Li (2018): The effect of milk consumption on acne: a meta‐analysis of observational studies. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, https://www.clinicalnutritionjournal.com/article/S0261-5614(18)30166-3/fulltext, (eingesehen am 09.07.2021)
[2] Shin, Millstine, Ruddy, Wallace, Fields (2019): Effect of Plant- and Animal-Based Foods on Prostate Cancer Risk. The Journal of the American Osteopathic Association, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31633743/, (eingesehen am 09.07.2021)
[3] Fraser, Jaceldo-Siegl, Orlich, Mashchak, Sirirat & Knutsen (2020): Dairy, soy, and risk of breast cancer: those confounded milks. International Journal of Epidemiology, https://academic.oup.com/ije/advance-article-abstract/doi/10.1093/ije/dyaa007/5743492?redirectedFrom=fulltext, (eingesehen am 09.07.2021)