Minischwein: Darum sollten Sie kein Teacup-Schwein kaufen

Schweine sind schlaue und soziale Tiere – da ist es keine Überraschung, dass sich viele wünschen, ihr Zuhause mit Schweinen zu teilen. Ausgewachsene Schweine können allerdings je nach Geschlecht bis zu 250 Kilogramm schwer werden. Züchter:innen bewerben und verkaufen oft „Minischweine“ oder Teacup-Schweine (wie sie auch genannt werden) als „Haustiere“.

Viele Käufer:innen denken, dass diese Tiere ihr Leben lang winzig bleiben, doch das ist nicht immer der Fall. Hier erfahren Sie, warum Sie keine sogenannten Minischweine als „Haustiere“ kaufen sollten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein „Minischwein“?

Unter den Bezeichnungen Minischwein, Teacup-Schwein und Minipig werden verschiedene Schweinerassen zusammengefasst. Die meisten Menschen denken dabei an kleine Schweinchen, die ihr gesamtes Leben lang winzig bleiben. Doch viele „Minischweine“ können bis zu 100 Kilogramm oder schwerer werden. [1]

„Minischweine“ wurden in den 1940er-Jahren in Minnesota (USA) speziell gezüchtet, um ein kleineres Schwein für Tierversuche zu haben, das weniger Platz und Nahrung braucht – und auch auf geringere Medikamentendosen anspricht. Das Minnesota-Minischwein wurde 20 Jahre später mit dem Vietnamesischen Hängebauchschwein gepaart, wodurch das Göttinger Minischwein entstand. Weitere Kreuzungen haben zahlreiche Rassen für die Heimtierhaltung hervorgebracht, die alle auf alte Wildschweinrassen zurückgehen. Daher kann jedes Ferkel eines Wurfs ganz unterschiedliche Merkmale und Ausprägungen haben. Auch Größe und Gewicht der ausgewachsenen Tiere können sich stark unterscheiden. [2]

Minischweine
Minischweine oder Teacup-Schwein sind kleinwüchsige Hausschweine.

Wie schwer wird ein „Minischwein“?

„Minischweine“ können ein Gewicht von 12 bis 100 Kilogramm oder mehr erreichen – und bleiben damit nicht automatisch klein. Sie wachsen bis zu einem Alter von vier bis fünf Jahren und sind bereits mit vier bis neun Monaten geschlechtsreif. Wie groß ein Minischwein wird, lässt sich also nur abschätzen, wenn das Alter der Eltern und deren Größe bekannt ist. [3]

Wie alt wird ein „Minischwein“?

„Minischweine“ können bis zu 15 Jahre alt werden. Wer mit dem Gedanken spielt, ein Mini- oder Teacup-Schwein bei sich aufzunehmen, sollte sich der Verantwortung, die mit dem Kauf einhergeht, bewusst sein.

Darf ich ein „Minischwein“ in der Wohnung halten?

Die Haltung von Schweinen in der Wohnung ist nicht artgerecht! Die Tiere brauchen Auslauf, Wühlmöglichkeiten und geistige Beschäftigung – sonst leiden sie körperlich und seelisch. Wenn Sie Schweine bei sich aufnehmen möchten und ihnen ein artgerechtes Zuhause bieten können, sollten Sie vor dem Kauf mit Ihrem Vermieter oder Ihrer Vermieterin und den Nachbarn und Nachbarinnen sprechen. [1]

In Deutschland gelten für die Haltung von Schweinen grundsätzlich die gleichen, ziemlich komplexen Gesetze: Laut Tierschutzgesetz und Tierschutznutztierverordnung müssen Schweine beispielsweise beim Veterinäramt und der Tierseuchenkasse gemeldet werden und eine Ohrmarke zur Identifikation tragen. Außerdem müssen Halter:innen beim Amt eine jährliche Bestandsmeldung machen. Wer mit dem Gedanken spielt, (Mini-)Schweine zu halten, sollte sich vorher in jedem Fall bei den zuständigen Behörden über die aktuell geltenden Auflagen informieren. [1]

Minischweine
„Minischweine“ in der Wohnung zu halten ist nicht artgerecht. Die Haltung ist grundsätzlich sehr komplex.

Was braucht ein „Minischwein“?

Für die artgerechte Haltung von „Minischweinen“ brauchen Sie und auch die Schweine mehr als nur eine Wohnung. Vor allem brauchen Sie ein großes Gelände mit einem Innenstall, in den sich die Tiere zurückziehen können. [2, 3]

  • Jedes Tier sollte mindestens 100 Quadratmeter Auslauf im Garten zur Verfügung haben.
  • Zusätzlich brauchen die reinlichen „Minischweine“ einen Unterstand mit Toilettenecke, die möglichst weit von der Stelle für die Nahrungsaufnahme weg ist.
  • Außerdem wichtig sind Möglichkeiten zum Suhlen und Wühlen sowie ein Liegeplatz. [3]
  • Die Tiere sollten zu jeder Zeit Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
  • Wie alle anderen Schweine sind auch „Minischweine“ intelligent und sehr sozial. Sie brauchen einen abwechslungsreichen Alltag mit Beschäftigungsmöglichkeiten und Artgenossen als feste Sozialpartner.
  • Eine rechtzeitige Kastration der Tiere ist wichtig, damit die Schweine nicht nach kürzester Zeit Nachwuchs bekommen – pro Wurf kommen etwa sechs Ferkel zur Welt! [2]
  • Außerdem brauchen sie viel Beschäftigung und geistige Auslastung.

Sie sollten sich auch darauf einstellen, dass Schweine gerne und viel wühlen – und dass Ihr Garten dementsprechend auch aussehen kann.

Was essen „Minischweine“?

In der Intensivhaltung erhalten Schweine eine spezielle energiereiche Nahrung, die darauf abzielt, dass die Tiere möglichst schnell viel Gewicht zulegen. Diese Nahrung sollte daher nicht auf dem Speiseplan stehen. Für die verschiedenen Lebensphasen gibt es sogenanntes Alleinfutter, das auf die Bedürfnisse der Schweine abgestimmt ist.

Obst und Gemüse sind in portionierten Mengen okay, doch vor allem Obst sollten Schweine nur in sehr geringen Mengen essen, weil sie sonst zu dick werden. Äpfel, Auberginen, Bananen, Birnen, Fenchel, Gurken, Möhren, rohe und gekochte Kartoffeln, Kohl, Kürbis, Radieschen, Spargel, Wassermelone und Zucchini sind gute Snacks für zwischendurch. Wichtig ist aber, dass die Tiere Rohkost nur ab und zu bekommen. Ungekochte Nudeln bieten gelegentlich eine nette Abwechslung; energiereiche und fetthaltige Haselnüsse, Erdnüsse, Walnüsse und Eicheln sollten Schweine nur selten und in geringen Mengen essen. [4]

Minischwein
Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist wichtig für „Minischweine“.

Wichtig: Speisereste oder Küchenabfälle sind keine Nahrung. Sie sollten Schweinen auch keine Eier oder Milchprodukte wie Quark geben, um weiteres Tierleid zu vermeiden. Aus Seuchenschutzgründen dürfen Schweine niemals Fleisch oder Fisch erhalten, denn davon können sie sehr krank werden. [5]

Wie viel kostet ein „Minischwein“?

Bei Züchter:innen kosten „Minischweine“ zwischen 150 und 500 Euro. [5, 6] Zusätzlich kommen für jedes Tier monatlich etwa 50 Euro für Nahrung hinzu. Bevor Sie ein Schwein bei sich aufnehmen, sollten Sie bedenken, dass „Minischweine“ bis zu 15 Jahre alt werden können. Hinzu kommen noch Kosten für die tierärztliche Versorgung, die bei Schweinen hoch ausfallen können. [6]

Darum sollten Sie niemals „Haustiere“ wie „Minischweine“ kaufen

Obwohl jedes Jahr Hunderttausende Tiere in deutschen Tierheimen abgegeben werden, [8] züchten unverantwortliche Menschen weiterhin sogenannte Haustiere – meist um möglichst großen Profit mit den Tieren zu machen.

Für den Handel werden Meerschweinchen, Kaninchen und Hamster, aber auch Reptilien, Hunde und Katzen in Massen produziert. Recherchen haben mehrfach die grausamen Bedingungen gezeigt, unter denen die Tiere aufwachsen müssen: Muttertiere vegetieren oft über Jahre als „Gebärmaschinen“ in engen Käfigen, soziale Tiere werden einzeln gehalten, teils in ihren eigenen Fäkalien, und leiden ihr Leben lang jeden einzelnen Tag. Züchter:innen geht es nicht um das Wohl der Tiere, sondern nur darum, möglichst viel Profit mit ihnen zu machen – das gilt auch bei der Zucht von sogenannten Minischweinen und dem Handel mit den Tieren.

Wenn Halter:innen mit den überraschend groß und schwer gewordenen ausgewachsenen Minischweinen überfordert sind, geben sie die Tiere oft an bereits überfüllte Tierheime und Auffangstationen ab – dadurch entsteht noch mehr Tierleid.

Das sollten Sie über „Mini“- und Teacup-Schweine wissen

  • „Minischweine“ bleiben oft nicht so klein, wie beim Verkauf behauptet wird.
  • Schweine sind intelligent und brauchen viel Beschäftigung, Bewegung und geistige Herausforderungen.
  • „Minischweine“ sehen ihre Familie als ihre Rotte und ihr Zuhause als ihr Revier an. Daher versuchen sie häufig, Besucher:innen zu vertreiben, indem sie nach ihnen schnappen.
  • Mit dem Kauf bei Züchter:innen unterstützen Sie Tierleid.