Es ist weder cool noch tierfreundlich, mit exotischen Tieren wie Schlangen, Bartagamen oder Schildkröten zusammenzuleben – denn es ist komplett unmöglich, exotische Tiere in Privathand artgerecht zu halten. Oft stimmen die klimatischen Bedingungen nicht, es gibt nicht genug Platz für die Tiere, und viele Halter und auch Tierärzte kennen sich nicht genug mit Krankheitsanzeichen aus, um Tiere rechtzeitig und richtig zu behandeln. Doch das Problem fängt schon vorher an – beim grausamen Handel mit Reptilien.
Die meisten Tiere im Heimtierhandel sterben
Rund 800.000 Reptilien werden offiziell jedes Jahr nach Deutschland importiert. [1] Höchstwahrscheinlich sind es noch viel mehr, denn Exoten aus dem illegalen Tierhandel kommen noch hinzu. Die Tiere wurden entweder in ihrem natürlichen Lebensraum eingefangen oder stammen aus profitorientierten Zuchtfarmen.
Viele der sensiblen Tiere sterben schon auf den langen Transportwegen oder bereits auf den Zuchtfarmen. Der Heimtierhandel rechnet Sterberaten von bis zu 70 Prozent ein [2] – kein Wunder, wenn Tiere in winzigen Plastikbehältern transportiert und gelagert werden, oft tagelang kein Wasser bekommen und bei Krankheiten oder Verletzungen meist nicht behandelt werden.

Illegale Wildfänge werden falsch gekennzeichnet
Vor allem der illegale Handel mit Reptilien boomt. Rund 90 Prozent der Reptilienarten im Heimtierhandel sind Wildfänge. [3] Illegal gefangene Exoten wie etwa geschützte und bedrohte Tierarten werden kurzerhand mit einem Stempel auf der Box als Nachzucht gekennzeichnet. Dies wird bei behördlichen Kontrollen oft nicht erkannt. Zudem können Tierarten, die nur in ihrem Heimatland geschützt sind, straffrei in der EU verkauft werden. [4] Nicht nur für die Tiere, sondern auch für den Artenschutz ist das eine Katastrophe.
Reptilien gehören nicht in eine Wohnung
Schlangen, Echsen, Spinnen und Frösche haben nicht nur hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, sie wollen auch schlichtweg nicht mit Menschen zusammenleben. Allein von einem Menschen angeschaut zu werden, versetzt die meisten Reptilien in Panik. Viele von ihnen leiden nicht nur lebenslang enorm unter Stress, sondern auch oftmals an Krankheiten, die durch falsche Haltung entstehen. Es gibt keinen Grund, ein exotisches Wildtier in eine Wohnung zu holen.
Um all dieses Tierleid zu verhindern, hilft nur eines: Der Handel mit Reptilien muss gestoppt werden. Bitte kauft niemals ein exotisches Tier in einer Zoohandlung und besucht auch keine Reptilienbörse.
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Quellen
[1] Berliner Morgenpost (09.11.2018): Das Geschäft mit exotischen Tieren hat viele dunkle Seiten, https://www.morgenpost.de/ratgeber/article215762633/Das-Geschaeft-mit-exotischen-Tieren-hat-viele-dunkle-Seiten.html, (eingesehen am 04.02.2021)
[2] Toland, Elaine / Warwick, Clifford / Arena, Phillip (2012): Pet Hate. In: The Biologist, Vol. 59 No. 3
[3] Marshall, B., Strine, C. & A. Hughes (2020): Thousands of reptile species threatened by under-regulated global trade. Nature Communications 11, 4738, https://www.nature.com/articles/s41467-020-18523-4, (eingesehen am 08.02.2021)
[4] Altherr & Lameter (2020): Stolen Wildlife III – The EU is a main hub and destination for illegally caught exotic pets, Pro Wildlife (Hrsg.), 40, https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2020/08/Stolen_Wildlife_III_webversion-PDF.pdf, (eingesehen am 08.02.2021)