Die neue Netflix-Doku Seaspiracy [1] zeigt eindrücklich, welche krassen Auswirkungen die weltweite Nachfrage nach Fisch hat. Der Film macht deutlich, wie sich die kommerzielle Fischerei auf unsere Ozeane und das Leben in den Meeren auswirkt.
Um aufzuzeigen, was passiert, wenn der Fischkonsum nicht eingeschränkt wird, hat Regisseur Ali Tabrizi mit dem Team zusammengearbeitet, von dem auch Cowspiracy stammt. Seaspiracy geht unter die Oberfläche, um die Grausamkeiten der globalen Fischereiindustrie zu enthüllen – hier sind die wichtigsten Fakten aufgelistet.
1. Fische haben Gefühle
Fische sind Lebewesen, die Angst und Schmerz empfinden können – ähnlich wie andere Tiere oder wir Menschen. Wie alle Lebewesen möchten Fische ein unversehrtes, selbstbestimmtes Leben führen. Untereinander kommunizieren Fische auf sehr komplexe, unterschiedliche Weisen – Heringe zum Beispiel geben einander Informationen weiter, indem sie furzen. Dabei pressen die Meeresbewohner Luft aus ihrer Schwimmblase in den Analtrakt und erzeugen damit pulsierende Töne. [2]
Wenn also riesige, teilweise kilometerlange kommerzielle Fischernetze die Tiere aus ihrem Zuhause reißen, kommt es vor, dass ihnen die Augen aus dem Kopf quellen. Viele Fische werden brutal mit ihren empfindlichen Schuppen über den Meeresboden geschleift, bevor sie plötzlich und viel zu schnell aus dem Wasser gezogen werden. Dabei reißt bei Fischen häufig ihre Schwimmblase und ihre Mägen quellen aus ihrem Mund. Die Fische, die diesen Vorgang überleben, schneiden Fischer häufig in Stücke, lassen sie verbluten oder werfen sie auf Eis, wo sie erfrieren oder langsam ersticken. Genauso wenig wie wir Menschen möchten auch Fische nicht getreten, geworfen, auf einem Schneidebrett zerhackt werden oder ersticken.

2. Es gibt keinen „nachhaltigen“ Fischfang
Einige Unternehmen kennzeichnen ihre Fischprodukte mit irreführenden Labels, die Konsumenten vorgaukeln, dass einige Fischarten „nachhaltig“ gefangen und getötet werden könnten. Als Beispiel kann die die schottische Lachsfarm-Industrie genannt werden, die jedes Jahr so viel Abfälle produziert wie die gesamte schottische Bevölkerung – und trotzdem wirbt die Industrie mit „nachhaltig produziertem“ Fisch.
Der kommerzielle Fischfang ist sogar noch umweltschädlicher als Ölverschmutzungen: Die Fischerei hat an einem Tag mehr Tiere vernichtet als die Ölpest im Golf von Mexiko in mehreren Monaten.
Die verschiedenen Meeresschutzgruppen konnten sich bisher nicht einmal auf eine einheitliche Definition des Begriffs „nachhaltig“ einigen – somit sind die verschiedenen „Nachhaltigkeit“-Labels so gut wie bedeutungslos. Die nachhaltig und moralisch beste Entscheidung ist es, die Fische leben zu lassen.
3. Wenn die Nachfrage nach Fisch nicht sinkt, werden die Ozeane in 30 Jahren so gut wie leer sein
Wenn nicht sofort ein Wandel in unserem Denken und Handeln stattfindet, werden die Weltmeere in den nächsten Jahrzehnten überfischt und die Artenvielfalt extrem reduziert sein. Die Fischindustrie ist jährlich für den Tod von geschätzten 2,3 Billionen Fischen [3] verantwortlich.
Fische sind auch wichtig für die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts der Ozeane, ohne sie würden andere Tiere – darunter Korallen, Wale, Delfine und Seevögel – sterben oder verhungern. Wir müssen also endlich aufhören, die gierige und grausame Fischindustrie zu unterstützen.

4. Der Streit um Plastikstrohhalme ist nur ein Ablenkungsmanöver
In den vergangenen Jahren konnten traurige Bilder von Meeresschildkröten, denen Strohhalme in den Nasenlöchern und Rachen feststeckten, zunächst unzählige Restaurants dazu bewegen, keine Strohhalme aus Plastik mehr zu verwenden. In der EU sind Plastikstrohhalme und einige andere Einweg-Produkte aus Plastik seit 2021 verboten, um die Ozeane vor der Vermüllung zu schützen.
Das ist zwar ein guter Anfang, doch weltweit sterben pro Jahr rund 1.000 Meeresschildkröten durch Plastikstrohhalme – doch allein in den USA fangen, verletzen oder töten Fischereifahrzeuge schätzungsweise 250.000 dieser Tiere. Während Strohhalme nur 0,03 Prozent des Plastikmülls in den Ozeanen ausmachen, besteht der Pazifische Müllstrudel – der sogenannte Great Pacific Garbage Patch – fast zur Hälfte aus Fischernetzen. [4]
5. Die Lüge vom „Dolphin Safe“-Siegel: Auch Delfine sind vor der Fischerei nicht sicher
Auf Thunfischdosen ist immer häufiger das „Dolphin Safe“-Siegel. Konsumenten haben beim Kauf der Produkte dann meist ein beruhigtes Gewissen. Doch dieses und ähnliche Label sind bedeutungslos: Jedes Jahr werden 300.000 Delfine und Wale getötet, nachdem sie sich in Fischernetzen verfangen haben.
Weil zahlreiche besonders nachgefragte Fischarten extrem überfischt sind, töten Fischer in einigen Gebieten routinemäßig Delfine, weil sie sie als Konkurrenz betrachten. Ein „delfinsicheres“ Fischereifahrzeug hat beispielsweise 45 Delfine brutal getötet, um acht Thunfische zu fangen. Außerdem sind Thunfische und andere Meerestiere nicht weniger wert als Delfine und verdienen ebenfalls ein unversehrtes Leben und Schutz vor der Fischerei.

6. Es gibt keine guten Gründe, Fische zu essen
Fischkonsum schadet Meerestieren, der Umwelt und der Gesundheit! Fischfleisch ist oft mit Schwermetallen, Mikroplastik und weiteren Schadstoffen belastet. Selbst die in Fischfleisch enthaltenen wichtigen Omega-3-Fettsäuren nehmen die Fische über ihre Nahrung – über Algen – auf. Wie Fische können auch wir diese gesunden Fette tierfreundlich – ohne für den Tod von Leben verantwortlich zu sein – aufnehmen, indem wir zum Beispiel Algenölpräparate oder mit Algen angereicherte Produkte essen.
Das sagt der Regisseur von Seaspiracy
„Das Beste, was ich jeden einzelnen Tag tun kann, um den Ozean und seine Bewohner zu schützen, ist, sie einfach nicht zu essen.“ [1] – Ali Tabrizi, Regisseur von Seaspiracy
So könnt ihr die Meere und Fische schützen
Ihr wollt die Meere, Fische und unzählige weitere Meerestiere ebenfalls schützen? Dann entscheidet euch für eine tierfreundliche, vegane Ernährung. Mittlerweile gibt’s zum Glück viele pflanzliche Fischalternativen wie vegane Fischstäbchen oder Tintenfischringe.
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Quellen
[1] Andersen, Kip & Tabrizi, Ali (2021): Seaspiracy.
[2] Der Spiegel (2003): Dufte Kommunikation. Fisch furzen im Dunkeln, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/dufte-kommunikation-fische-furzen-im-dunkeln-a-272618.html, (eingesehen am 19.04.2021).