Aspirin
Wären Tierversuche vor rund 100 Jahren schon Standard in der Medikamentenentwicklung gewesen, dann wäre Aspirin wohl gar nicht auf den Markt gekommen. Im Tierversuch reizt das Medikament Augen, Atmungsorgane und Haut, und kann embryonale Fehlbildungen bei Katzen, Hunden, Affen, Mäusen, Kaninchen und Ratten hervorrufen. Dennoch ist Aspirin eines der bekanntesten Schmerzmittel und Blutverdünner für uns Menschen, von dem jährlich 35.000 Tonnen verbraucht werden. [1]
Paracetamol
Das Schmerzmittel wirkt bei Nagern krebserregend und ist giftig für Katzen. [1, 2] Bei Menschen zeigen Studien diese Wirkung nicht. [3] (Was, wie bei allen Medikamenten natürlich nicht heißt, dass man es problemlos in Massen einwerfen kann – das mit der Packungsbeilage, den Ärzten und den Apothekern gilt natürlich auch hier.)
Penicillin
Penicillin wurde 1929 erstmals an Kaninchen getestet – zeigte jedoch keine Wirkung und blieb deshalb mehr als zehn Jahre unbeachtet, was unzählige Menschenleben kostete. Dass Penicillin heute trotzdem erfolgreich als Antibiotikum eingesetzt wird, haben wir möglicherweise nur dem Zufall zu verdanken, dass der Wirkstoff nicht zuerst an Meerschweinchen getestet wurde: Für die ist Penicillin nämlich tödlich. [4,5,6,7]
Morphium
Manchmal reagieren Tiere auch genau andersherum auf Medikamente als Menschen. Morphium zum Beispiel wirkt auf Ziegen und Pferde stimulierend, während es beim Menschen als starkes Schmerz- und Schlafmittel eingesetzt wird. [8,9,10,11]
Contergan
Es gibt auch Fälle, in denen Tierversuche nicht auf gefährliche Reaktionen beim Menschen hinweisen. Ende der 50er Jahre kam das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan auf den Markt, das bei Einnahme während der Schwangerschaft zu schweren Missbildungen bei Neugeborenen führen kann. Im Tierversuch lassen sich diese spezifischen Missbildungen nur bei vereinzelten Tierarten nachweisen. [12]
Alle Infos zu Tierversuchen und ihren Alternativen findet ihr in unserem Schwerpunkt Tierversuche. Ihr habt vor, Medizin zu studieren? So kommt ihr ohne Tierversuche durchs Studium.
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Quellen
[1] Hartung T. Per aspirin ad astra… Altern Lab Anim. 2009;37 Suppl 2:45-47.
[2] Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie: Paracetamol – Kleintier, https://www.vetpharm.uzh.ch/clinitox/toxdb/KLT_026.htm, aufgerufen am 29.12.2020
[3] DKFZ: Medikamente und Krebsrisiko, https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/medikamente-und-krebsrisiko2.php, aufgerufen am 29.12.2020
[4] Fleming A. On the antibacterial action of cultures of a penicillium, with special reference to their use in the isolation of B. influenzæ. Br J Exp Pathol. 1929;10(3):226- 236;
[5] Greek R, Hansen LA. The strengths and limits of animal models as illustrated by the discovery and development of antibacterials. Biol Syst. 2013;2(2):109.
[6] Florey H. The advance of chemotherapy by animal experiment. Conquest. 1953;41:12
[7]Koppanyi T, Avery MA. Species differences and the clinical trial of new drugs: A review. Clin Pharmacol Ther. 1966;7:250-270.
[8] Matthews, NS, Carroll, GL. Review of equine analgesics and pain management. AAEP Proceedings. 2007;53:240-244.
[9] Sanchez, LC, Robertson, SA. Pain control in horses: What do we really know? Equine Veterinary Journal. 2014;46:517-523.
[10] Galatos, AD. Anesthesia and analgesia in sheep and goats. Vet Clin North Am Food Anim Pract. 2011;27(1):47-59.
[11] Carroll GL, Boothe DM, Hartsfield SM, et al. Behavioral changes and pharmacokinetics of butorphanol and its metabolites in goats following intravenous and intramuscular administration. Vet Anaesth Analg. 2001;28:188-195.
[12] Greek R, Shanks N, Rice MJ. The History and Implications of Testing Thalidomide on Animals. The Journal of Philosophy, Science & Law. 2011;11(3):1-32.