Pelz

Was jeder über die Pelzindustrie wissen sollte
Foto: JMcArthur

Damit wir Mützen, Kapuzen, Stiefel, ganze Jacken und Mäntel oder auch Accessoires wie Taschen mit Pelz besetzen können, leiden Jahr für Jahr Millionen Tiere, bevor sie getötet werden. Dazu gehören Nerze, Füchse, Marderhunde, Waschbären und Kaninchen, aber auch Hunde und Katzen. 

Pelz ist kein teures Luxusprodukt: Vor allem als Besatz an Jackenkragen oder als Bommel an Mützen sind Kunstfelle oft teurer als Tierpelz. Denn die Haltungsbedingungen von Tieren in der Pelzindustrie sind so grausam, dass die Produktion eines Pelzes teilweise extrem billig ist. In China existieren keine effektiven Tierschutzgesetze und auf Tierquälerei werden in der Regel keine Strafen verhängt. Dort, aber auch in Europa und in anderen Teilen der Welt, verbringen Tiere ihr ganzes Leben eingesperrt in überfüllten, verdreckten Käfigen, bevor sie zu Tode geprügelt, vergast oder durch analen Stromschlag getötet werden – teilweise wird ihnen bei lebendigem Leib das Fell vom Körper gerissen.

9 Gründe gegen Pelz 

1. Der meiste Pelz stammt aus China – dort gibt es kaum Tierschutz und Konsequenzen bei Tierquälerei. 

China ist neben Europa der größte Pelzproduzent der Welt. [1] Dort gibt es kein greifendes Tierschutzgesetz – deshalb können Nerze, Füchse und andere Tiere ungestraft sogar ohne Betäubung bewusstlos geschlagen und lebend Leib gehäutet werden. Die Haltungsbedingungen sind weltweit verheerend. Überall werden die Tiere in enge Käfige gesperrt, wo sie sich gegenseitig verletzen und schwerwiegende Verhaltensstörungen entwickeln. 

2. Allein in China werden jährlich Millionen Marderhunde getötet.

Allein in China wurden 2019 mehr als 13 Millionen Marderhunde getötet, [2] nachdem sie in winzige Gitterkäfige eingesperrt wurden. Viele Tiere leben noch, wenn ihnen das Fell abgezogen wird. Auf dem Etikett stehen dann oft falsche Bezeichnungen wie „Waschbär“ (nach ihrem englischen Namen „raccoon dog“) oder sogar „100 % synthetisch“. Dass in Wahrheit ein Tier dahintersteckt, erkennt man erst beim genauen Hinsehen. 

3. Füchse werden per analen Stromschlag auf grausame Weise getötet.

Im besten Fall führt der Stromschlag zu einem schnellen Tod – oft leben die Tiere jedoch noch, wenn ihnen das Fell abgezogen wird.

Die finnische Tierrechtsgruppe Oikeutta eläimille dokumentierte 2017, wie mehrere Pelzfarmen im Westen Finnlands mit Füchsen umgehen. Um ihnen möglichst viel Pelz abnehmen zu können, züchten und mästen die Farmbetreiber:innen die Polarfüchse dort auf eine extreme Größe. Einige der Füchse sind fünfmal so schwer wie normal. Dicke Wulste aus Haut, Fett und Fell sammeln sich rund um ihr Gesicht und ihren Körper. Die Augen sind rot und entzündet. Ihre Beine sind zu schwach, um ihr Gewicht zu tragen, und sie können sich in ihren engen Käfigen kaum bewegen. 

In Skandinavien sorgten die Bilder für Aufruhr, denn es ist in Finnland verboten, Tiere auf eine Art und Weise zu züchten, die ihnen Leid verursacht. Allerdings zeigen die Aufnahmen nur einen kleinen Teil der Pelzindustrie: Auf der ganzen Welt werden Millionen Nerze, Waschbären, Kojoten und auch Hunde und Katzen für ihr Fell eingesperrt, gefangen, vergast, erschlagen oder per Elektroschock getötet. 

4. Auch Hunde und Katzen werden für Pelz getötet.

Von PETA veröffentlichtes Bildmaterial lieferte 2005 erstmals einen Einblick in die chinesische Pelzproduktion von Hunde- und Katzenfellen: Bis zu 1.000 Tiere werden auf einem LKW in Käfigen übereinandergestapelt. Teilweise tragen Hunde und Katzen dabei noch ein Halsband, wenn sie tagelang oft ohne Wasser und Nahrung transportiert werden. Zwischen den Tieren befinden sich tote und sterbende Artgenossen. 

2009 veröffentlichtes Material zeigt, wie bis zu 20 Katzen in einen einzigen Käfig gezwängt wurden; tote Tiere lagen auf den Käfigen, sterbende und verletzte Katzen mit offenen Wunden und gebrochenen Beinen waren in zahlreichen Käfigen zu sehen. 

Nach dem Transport werden die Tiere häufig von mehreren Metern Höhe von den LKW heruntergeworfen – die Folge sind dann oft blutige Verletzungen und Knochenbrüche. 

Diese Enthüllungen trugen dazu bei, dass die EU 2009 den Import von Hunde- und Katzenfellen verbot. Dennoch werden diese Felle auch weiterhin auf dem europäischen Markt angeboten, denn es werden kaum Kontrollen durchgeführt. [3]

5. Pelz ist oft falsch etikettiert. 

Allein am Label lässt sich nicht immer erkennen, ob zum Beispiel der Besatz an einer Kapuze oder an Stiefeln aus Tier- oder Kunstpelz besteht. Tierischer Pelz wird häufig so billig produziert, dass es für Hersteller günstiger sein kann, statt hochwertigem Kunstpelz einfach billige Tierfelle an Kleidungsstücke zu nähen. Selbst an Jacken oder Mützen für nur wenige Euro. Auf eine korrekte Deklaration wird häufig nicht geachtet. Meist fehlt jeglicher Hinweis auf das Tierfell. Im Etikett stehende Begriffe wie „100 % Synthetik“ oder „100 % Baumwolle“ beziehen sich in aller Regel auf den Stoff des Kleidungsstückes und haben nichts mit dem dazugehörigen Pelzbesatz zu tun. Dieser besteht oftmals aus der Haut und dem Haar eines Marderhundes, Kojoten, Kaninchens oder Fuchses.

6. Kanada tötet immer noch Robben. 

Obwohl sich Robbenfelle immer schlechter verkaufen, werden in Nordamerika nach wie vor Robben in den ersten Wochen ihres Lebens gewaltsam getötet, um an ihren Pelz zu kommen. Dabei schlagen ihnen die Jäger:innen meist mit Spitzhacken auf den Kopf, bis sie qualvoll verbluten. 

7. Auch wilde Tiere werden für Pelz getötet.

Weltweit landen jedes Jahr Millionen Waschbären, Kojoten, Füchse, Wölfe, Rotluchse, Opossums, Biberratten, Biber und Otter in von Jäger:innen aufgestellten Fallen – das können Schlingen, Unterwasserfallen und Conibear-Fallen sein. Am häufigsten werden jedoch Tellereisen verwendet, die zuschnappen, sobald ein Tier darauf tritt. Die scharfen Zacken bohren sich bis auf den Knochen; die Tiere sterben meist nicht direkt, sondern kämpfen noch stundenlang um ihr Leben, bevor sie vor Erschöpfung aufgeben.

8. Immer wieder landen auch „Haustiere“ in den Fallen für Wildtiere. 

Es kommt immer wieder vor, dass sich auch sogenannte Haustiere in den für Wildtiere bestimmten Fallen verfangen, sich schwer verletzen, verstümmelt werden und teilweise qualvoll sterben.

9. Die EU tötet jährlich Hunderte Millionen Kaninchen für Pelz. 

Auch in Europa leiden unzählige Tiere in Käfigen oder dunklen Ställen, bevor sie getötet werden: So gibt es weiterhin zahlreiche Nerzfarmen; und auch Millionen Kaninchen werden wegen ihres Fells getötet: Allein in Europa werden jedes Jahr schätzungsweise zwischen 180 Millionen und 340 Millionen Kaninchen eingesperrt und getötet. [4, 5]

So könnt ihr Kunstpelz von Echtpelz unterscheiden

Mit den folgenden Tests könnt ihr herausfinden, ob ein Fell von einem Tier stammt oder synthetisch ist:

Leder-Check

Echtpelz wird mitsamt der Tierhaut verarbeitet. Wenn ihr beim Auseinanderziehen der Haare am Ansatz Leder seht, handelt es sich um echtes Tierfell. Bei Kunstpelz ist stattdessen eine gewebte Textilschicht zu sehen.

Struktur-Probe

Pustet leicht über den Pelz. Bei echtem Fell legt sich das dicke Deckhaar zur Seite und ihr könnt meist die leicht gekräuselte und feine Unterwolle erkennen. Kunsthaar ist starrer und weniger leicht beweglich, häufig gleich lang geschnitten und durch statische Aufladung etwas klebrig im Griff.

Feuer-Test

Bei Teilen, die ihr schon gekauft habt, könnt ihr einzelne Haare herausreißen und anzünden. Echtpelzhaare verbrennen genauso wie menschliches Haar mit Horngeruch, während Kunsthaar wie Plastik zu Klümpchen schmilzt und auch so riecht.

Der Preis spielt keine Rolle

Gut gemachter Kunstpelz kann teurer sein als Billigpelz aus China. Der Preis ist also bei der Unterscheidung nicht unbedingt ein Anhaltspunkt. Einige große Modeketten wie H&M, Esprit, s.Oliver oder Hallhuber verkaufen aus Tierschutzgründen schon ausschließlich Kunstpelz. In anderen Läden lohnt es sich immer, den Test zu machen. Lasst im Zweifel lieber die Finger von verdächtigen Pelzen, denn nur teure Laboruntersuchungen können eine 100-prozentige Garantie für Kunst- oder Echtpelz liefern. Beim Online-Shopping sollte man einen Pelz-Look ausschließlich von bekannten, vertrauenswürdigen Herstellern kaufen; denn über den Online-Handel wird besonders oft grausamer Tierpelz als vermeintliches Kunstfell verkauft und man hat keine Möglichkeit, vorher einen Test zu machen. 

So könnt ihr gegen das Leid in der Pelzindustrie aktiv werden

Informiert euer Umfeld darüber, wie man tierischen Pelz von synthetischem unterscheidet und wie die verschiedenen Tiere in der Pelzindustrie leiden. 

Ihr könnt an Demonstrationen teilnehmen – beispielsweise, indem ihr euch einem Streetteam in eurer Nähe anschließt.